Alle 4 Jahre findet für die Bayerischen Turner ein Großereignis statt, dass außergewöhnlich ist. Die größte Breitenturnsportveranstaltung in Deutschland war es dieses Jahr, was der Bayerische Turnverband für seine Mitglieder in Schweinfurt organisierte. Über 12 000 Teilnehmer trafen sich im unterfränkischen Schweinfurt, um sich mit anderen in Wettkämpfen zu messen, zu tanzen, zu feiern und natürlich, um zu turnen.

Schon die Anreise gestaltete sich für die 14 Trampoliner des ATSV Kelheim cool. An Christi Himmelfahrt starteten die Sportler zu ihrem großen Ausflug. Für die mehrtägige Veranstaltung musste natürlich das notwendige Equipment für die Nächte mitgenommen werden. Da die vielen Teilnehmer des Turnfestes kostengünstig untergebracht werden müssen, werden an den Turnfesten die Klassenzimmer der Schulen des Ausrichtungsortes in Massenquartieren umgestaltet. Mit Schlafsack, Luftmatratze, Trainings-, Wettkampf- und Alltagskleidung bepackt, bestiegen die 10- bis 20-jährigen Kelheimer also am Vatertag den Zug in Saal. Erstaunte, aber durchwegs freundliche Schaffnerinnen, Vatertagsausflügler und sonstige Reisende befragten die jungen Sportler von Trainer Klaus Schlauderer nach Grund und Ziel der jungen Reisenden. Da es die meisten Sportler die erste Teilnahme an einem Turnfest war, war die Ungewissheit was alles passieren würde groß. Nach der Ankunft in Schweinfurt wurde als erstes natürlich da Quartier in der Walther-Rathenau-Realschule bezogen. Das Klassenzimmer, Herberge für die nächsten 3 Nächte, wurde schnell mit allem notwendigen zum Wohn- und Schlafraum umgewandelt.

Turnfeste sind Erlebnisfeste. Man besucht andere Sportarten und sieht den Turnern aller Sparten bei ihren Vorführungen zu. Bereits kurz nach der Ankunft in Schweinfurt war es für die Kelheimer soweit, sie trafen mit einer für sie neuen Sportart im Bereich Turnen zusammen. Im Konferenzzentrum Schweinfurt, wo auch die Turnfestzentrale untergebracht war, wurde das Bundesfinale „Dance2u“ abgehalten. Zu flotten Musiken tanzten Gruppen von 10 bis 30 Teilnehmern in kreativen Kostümen und ausgefallenen Choreographien um den Siegerpokal. Nach einem kurzen Besuch dieser Sportart stand der Besuch des Trendsportparks auf dem Programm. Auf einer Wiese waren viele Mitmachangebote für die Schweinfurter und Turnfestteilnehmer aufgebaut. Slackline, Airtracks, Trampoline und vieles mehr wartete auf die jungen Kelheimer zum ausprobieren.

Der Freitag verlief ähnlich wie bereits der Vortag. Besuch bei der Rhythmischen Sportgymnastik, dem Damen-Gerätkunstturnen und der Team-Gym-Wettkampf, aber auch eigene Aktivität am Marktplatz auf der Show-Bühne oder im Trendsportpark. Höhepunkt des Freitagnachmittags war der Besuch der Turnfest-Gala, einem Show-Turnen der Extraklasse. Organisiert von der DDC (Dancefloor Destruction Company), bekannt aus dem Fernsehen, traten hier Gruppen und Künstler der unterschiedlichen Turnarten auf, um das fachkundige Publikum zu begeistern. Eine kurzweilige Unterhaltungsshow mit einer Rollstuhltanzgruppe, Turnerinnen am Schwebebalken, Rhönradturnerinnen, und vielen weiteren Aktiven brachten das Publikum zu stehendem Applaus am Ende der Show. Am Freitagabend fuhren die jungen Kelheimer Trampoliner noch in ihre Sporthalle zum Aufbau der Trampolin-Wettkampfgeräte für den nächsten Mammutwettkampftag.

Am Vormittag standen die Bayerischen Synchronmeisterschaften im Trampolinturnen auf dem Programm. Alle Kelheimer Paarungen konnten nicht ihre gewohnten Leistungen zeigen und schafften keinen Einzug in ein Finale. Lediglich Julia Brandl konnte mit ihren Partnerin Elena Strauß aus Bad Abbach bei den Jugendturnerinnen ins Finale einziehen und am Ende etwas glücklich den dritten Platz belegen. Zeitgleich fand noch ein Turnfest-Pokalwettkampf auf dem Doppelmini-Trampolin statt. Hier nahm Tobias Brahmann für Kelheim zum ersten mal auf Bayerischer Ebene teil. Er hielt sich im Vorkampf wacker und schaffte den Einzug ins Finale. Hier zeigte er nochmals solide Leistungen und profitierte am Ende von den Fehlern der Konkurrenz und belegte am Ende Platz 3.

Für den Nachmittag hatten sich insgesamt 200 Teilnehmer für den Turnfest-Pokalwettkampf angemeldet. Das Organisationsteam im BTV um Klaus Schlauderer, Verantwortlicher für Wettkampfwesen im Landesfachausschuß Trampolin, hatte alle Hände voll zu tun, den Wettkampf zu planen und ordentlich durchzuführen. 3 Kampfgerichte mit 6 neuen Ultimate-Wettkampfgeräten wurden vom BTV für diesen Wettkampf vor Ort gebracht, um diese Menge an Aktiven zu bewältigen.

Die Betreuer Nicola Schlauderer, Anika Moritz und Julia Brandl hatten alle Hände voll zu tun, um alle Aktiven aus Kelheim an den 3 Wettkampfgerichten gleichzeitig zu unterstützen. An WKG 1 turnte Anastasia Wohlgemuth für Kelheim, während am WKG 2 Veronika Eichenseher, Helena Linhard, Laura Moritz, Katrin Helmle und Laura Kafka für Kelheim antraten. Gleichzeitig sollten Linda Hacker, Vanessa Andrianov und Felicitas Wohlgemuth an WKG 3 ihren Vorkampf absolvieren. „Das ist Stress pur. Immer zu sehen wo eine Aktiver drankommt. Keinen Start verpassen“ war der Ausspruch von Trainerin Nicola Schlauderer während des Wettkampfs.

„Ein Finalplatz wäre der Traum“ war die Ansage von Trainer Klaus Schlauderer vor der Abreise zu allen Aktiven und Eltern. „Turnfest hat etwas Besonderes, diese Menge an Leuten, die Wettkampfathmosphäre ist anders als bei einem normalten Wettkampf. Da kannst du gar nichts voraussagen“, erklärte der Trainer seien Aktiven. Da ist ständig irgendwo was los.

Über 50 Turnerinnen waren bei den bis 12-Jährigen gemeldet. Darunter die Kelheimer Talente Vanessa Andrianov, Linda Hacker, Felicitas Wohlgemuth. In 4 Gruppen absolvierten die jungen Mädchen ihren Vorkampf, um das Finale der besten 8 zu erreichen. Vanessa Andrianov war nach dem Synchronwettkampf etwas geknickt, zeigte zwar gute Übungen, aber nicht die gewohnte Exaktheit in den einzelnen Positionen. Sie belegte am Ende Platz 11. Felicitas Wohlgemuth turnte die schwierigste Kürübung der Drei Kelheimer Mädchen. Mittlerweile sorgen 6 verschiedenen Salti dafür, dass Felicitas in ihrer Leistungsgruppe in Bayern mithalten kann. Nach 3 Gruppen belegte sie im Zwischenklassement Platz 5 und das Zittern über den erhofften Finaleinzug begann. Linda Hacker hatte ein Fehler im Synchronturnen noch den Einzug ins Finale verwehrt. Angestachelt davon zeigte Linda aber im Einzel ihre Qualität. Eine sehr exakte Ausführungen der einzelnen Übungsteile, gestreckt und hoch geturnt, brachten ihr nach dem Vorkampf Platz 5 ein und damit den vielumjubelten Finalplatz. Bei der Verkündung der Namen der 8 Finalisten waren alle Kelheimer Betreuer gespannt, ob es für Felicitas auch gereicht hat. Und tatsächlich: Als 8 te des Vorkampfs war auch sie im Finale dabei und konnte hier nochmals ihr Können zeigen. Beide Springerinnen turnten im Finale ihre jeweils beste Übung des Tages, und am Ende wurde Linda Hacker 6. und Felicitas 7..

Auch bei den 13- bis 14- jährigen waren 28 Starterinnen am Turnfest dabei. Hier kämpften gleich 5 Kelheimerinnen um die besten Plätze. Katrin Helmle, Laura Kafka und Helena Linhard zeigten gute Übungen, konnten aber aufgrund der fehlenden Schwierigkeit im Vergleich mit den anderen Starterinnen nicht um den Kampf fürs Finale eingreifen. Veronika Eichenseher und Laura Moritz machten sich da etwas mehr Hoffnung. Am Ende rutschten beide knapp am Finale  vorbei. Laura Moritz wurde 9. und Veronika Eichenseher 10.

Bei den 15-16 jährigen Turnerinnen war Anastasia Wohlgemuth die Kelheimer Vertretung. 20 junge Frauen kämpften hier um die besten Plätze. Anastasia konnte sich hier mit sehr sauberen Übungen noch als 8. Für das Finale qualifizieren. Auch hier war natürlich die Freude über den Finalplatz sehr groß. Im Finale steigerte sie sich nochmals und konnte sogar noch 2 Platze gutmachen und am Ende Platz 6 belegen.

Bei den 15-16 jährigen Turnern versuchte sich Tobias Brahmann zum ersten Mal auf einem größeren Wettkampf. Insgesamt 11 Teilnehmer ist für Jungen eine ordentliche Teilnehmerzahl. Trainer Klaus Schlauderer gab deshalb als Marschrichtung den sicheren Einzug ins Finale vor. Im Vorkampf 2 ganze Übungen, kein Risiko eingehen und erst im Finale, wo alle wieder mit 0 Punkten starten alles auf eine Karte setzen. Tobias setzte dies sehr erfolgreich um. Mit ordentlicher Pflicht und einer Kürübung mit 9 verschiedenen Salti hatte er der Konkurrenz gezeigt, was er turnen kann. Ein Finalplatz war ihm mit dieser Leistung sicher. Im Finale zeigte Tobias da den Gegnern, was er noch so drauf hat. Fliffis (Doppelsalto vorwärts mit einer halben Schraube am Ende) direkt gefolgt von einem Doppelsatlo rückwärts bildeten den Start seiner Finalübung. Weitere 7 Salti folgten. Am Ende konnte nur ein Konkurrent aus Erlangen mehr Punkte erzielen und Tobi auf den 2. Platz verdrängen. Doch natürlich war die Freude über den gewonnen Pokal im Kelheimer Lager groß.

Bei den 17 bis 18 jährigen jungen Frauen hatte der ATSV Kelheim noch eine heißes Eisen im Feuer. Julia Brandl, die erfahrenste Kelheimer Springerin, zeigte in der 18-köpfigen Konkurrenz, von Anfang an ihre Ambitionen, am Ende auch einen der schönen Pokale in Händen halten zu wollen. Eine sehr gespannte und saubere Pflicht, gefolgt von einer der schwierigste Kürübungen bei den Damen, ließen sie als Führende ins Finale einziehen. Hier konnte Julia ihre Haltung beim Doppelsalto rückwärts  und den 8 verschiedenen Salti nochmals verbessern. Am Ende wurde sie mit fast 2 Punkten Vorsprung Turnfest-Pokalsiegerin.

Zufrieden nach einem so gelungenen Wettkampf stand für die Kelheimer Truppe am Samstag Abend dann noch die TuJu-Party im Ice-Dom auf dem Programm. Über 2000 Turnfestteilnehmer feierten hier zu den angesagtesten Liedern ein fröhliches und friedliches Fest. Am nächsten Tag stand die Rückreise an. Den obligatorischen Turnfest-Umzug konnten die Kelheimer leider nicht mehr sehen, da der Zug bereits wartete.